„Die neue Lust auf alte Sorten“, betitelte die FAZ vom 24. Januar 2016 einen umfangreichen Artikel über den neuen Appetit auf alte Gemüse- und Obstsorten. Nach bio nun also alte Sorten, na gut, sie schmecken ja wirklich prima. Man kann sie selber anbauen, aber ob man es schafft, genug zum Überleben zu ernten, ist sehr die Frage. Dennoch ist der neueste Gemüseanbautrend von Feldfreunden bis urban gardening ungebrochen. Diesen Trend bedient auch ein Buch, das kürzlich im Verlag Kosmos erschien und das den hippen Titel „Gärtnern für Selbstversorger“ und den heimeligen Untertitel „Leben auf dem Lande mit Familie Mandelmann“ trägt. Angeblich ist das Buch für den August-Preis nominiert, das sei der renommierteste schwedische Literaturpreis. Auf rund 270 Seiten beschreiben Marie und Gustav Mandelmann, wie sie

in Djupadal (Schweden) ihren Acker bestellen, die Schweine füttern, die warme und kalte Erdmiete anlegen, die Zäune reparieren, das Korn mahlen, Bohnen einwecken und die Sauna anheizen, denn all das ist ihr Leben auf dem Land. Töchterchen Tora hat viele hübsche — mehr oder weniger kindliche — Bilder gemalt, die die zahlreichen Fotos um Details wie „einen Fledermauskasten bauen“ u.a.m. ergänzen. Auch die Fotos hat die Familie selber gemacht, was nicht zu beanstanden ist, denn das ganze Buch ist eine große Gemeinschaftsarbeit: Von der Familie und (so meinen wir) für die Familie. Eine schwedische Landfamilie legt in Wort und Bild Rechenschaft ab von dem, was sie das ganze Jahr über tut, und sie tut sehr viel, das muss man ihr lassen. Aber für uns, die wir meistenteils anderes zu tun haben als das Getreide einzufahren, die Bienen über den Winter zu bringen und Holz zu schlagen, ist dies zwar ein schönes Bilderbuch, atmosphärisch ein klein wenig verwandt mit dem Leben von Michel aus Lönneberga, aber so recht anfangen kann man damit in Hamburg, Dortmund und Stuttgart nur wenig. Uns hat ja vor Jahren schon John Seymours Leben auf dem Lande irgendwie exotisch angemutet.

Marie und Gustav Mandelmann, Gärtnern für Selbstversorger, Verlag Kosmos, 2015, 29,99 €

(Ursula Alsleben)

Impressionen