geschaeftsstelle

Die erste Tages-Exkursion in diesem Jahr führte uns in die Region Dachau/Olching und wir konnten nur staunen, welche Garten–Juwele hier im Verborgenen gedeihen. Zunächst ging es in einen beschaulichen Vorort von Olching, hier liegt ein verträumt-stilvolles Anwesen, ein Gutshof im neo-barocken Stil, wirtschaftlich getragen von einer großen Obstbrand-Brennerei. Die Eigentümerin, die uns einen ausgesprochen herzlichen Empfang bereitete, ließ es sich aber nicht nehmen, uns höchstpersönlich in die Geschichte des Anwesens und der zugehörigen Park-Anlage einzuführen. Hatten frühere Generationen sowohl die heute wieder nobel gestaltete Hof-Einfahrt als auch weite Teile der strahlenden Park-Anlage im französisch-barocken Stil einfach mit einer vermeintlich „praktischen“ Teer-Decke versehen und die Gebäude brutal in eine Variante gesichtsloser 60-iger Jahre Architektur verwandelt, waren es die heutigen Eigentümer, die mit großer Leidenschaft und immensem Aufwand die Anlage Zug um Zug wieder aus dem Dornröschenschlaf weckten und ihr den prachtvollen Charakter zurückgaben, den wir alle an diesem warmen Frühlingstag bewundern durften. Bestaunten wir im Gebäude das stilsichere Interieur und die im Zuge der Renovierung wieder zum Vorschein gekommenen historischen Decken-Malereien, waren es im Park die ausgesprochen authentischen Elemente , die eine Garten- und Park-Anlage im klassisch barocken Stil ausmachen. Selbst die Obst-Bäume im Obst- und Gemüse-Garten waren in ihrer Anordnung und Ausformung in dieses wunderbar stimmige Garten-Konzept eingebunden. Natürlich wurde beim Flanieren im Park viel gefachsimpelt, das leidige Zünsler-Thema war selbstverständlich omnipräsent, die eleganten Lösungen großflächig eingesetzter Bodendecker boten vielfältige Inspirationen auch für die eigene Garten-Welt. Die Zeit verging im Fluge und nach begeisterten Bekundungen tiefer Bewunderung für dieses Gesamt-Kunstwerk verabschiedeten wir uns von unserer ausgesprochen herzlichen Gastgeberin.

Ein geradezu herziges Kontrast - Programm erlebten wir bei unserem folgenden Besuch im Künstler-Garten einer Dachauer Malerin: Hier schien die Zeit still zu stehen; ein Garten wie „auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Die zugewandte, überaus sympathische Künstlerin empfing uns am Eingang ihres zauberhaften Garten-Reiches mit strahlendem Lächeln und bestens gelaunt. Ihr weiß gestrichenes, behagliches Wohnhaus mit Sprossenfenstern vermittelte im Zusammenhang mit der wohlgeordneten „Unordnung“ ihres Garten-Reiches sofort den Eindruck eines entspannt-legeren Lebens-Stils des künstlerisch angehauchten „easy-going“. Garten-Kenner aber wussten sofort, wie viel Leidenschaft, Energie und wie viel Handarbeit in diesem grünen Kunstwerk steckt und auf Nachfragen bekannte die leidenschaftliche Gärtnerin dann auch, dass sie nur im Winter zum Malen kommt, der Sommer aber für das Gärtnern reserviert ist. Im Vorgarten waren wir beeindruckt von einem riesigen Hosta-Exemplar der Sorte „Empress Wu“. Der eigentliche Garten, geprägt von sorgfältig arrangierten Stauden und Gehölzen in zwangloser Gruppen-Pflanzung, vermittelte den Eindruck entspannter Natürlichkeit bei gleichzeitig hoher Vielfalt, zahllose Anregungen für den eigenen Garten waren da unausweichlich. Nur durch große Kennerschaft ist ein solches Garten-Ergebnis zu erreichen. Chapeau !

Nach dem gemeinsamen Mittag-Essen im Restaurant des Dachauer Stadt-Schlosses wurden wir zunächst von einem am Rande des Dachauer Schlossparks ansässigen Imker in die Geheimnisse der Imkerei eingeführt, ein nach dem höchst erfolgreichen bayrischen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ brandaktuelles Thema. Man kann gar nicht oft genug betonen, welche Verantwortung mittlerweile die Gartenbesitzer dafür haben, unseren Honig- und Wild-Bienen durch den Anbau bienenfreundlicher Pflanzen geeignete Lebensgrundlagen zu bieten. Wir erhielten spannende Einblicke in die Lebenswelten dieser für uns so wichtigen Lebewesen (weitere Informationen unter www.bienenkugel.de)

Den Abschluss dieses programm-intensiven Gartentages bildete die kunst- und garten-historische Führung durch den historischen Dachauer Schlossgarten, ein jahrhunderte-alter Wittelsbacher-Besitz. Die bis auf das Jahr 1578 zurück datierbare Entstehung des Hofgartens nach den Plänen des Malerarchitekten Friedrich Sustris ist eine – wie wir lernten – spannende Geschichte mit vielen Parallelen zur Entstehung ähnlicher Garten-Anlagen in der italienischen Toskana. Josef Effner, Hofgärtner von Kurfürst Max Emanuel, gab im Jahr 1715 der Anlage ein barockes Gepräge, gleichzeitig kam durch fürstlichen Ankauf ein kleines Waldstück westlich des Gartens hinzu. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Garten dann durch Hofgärtenintendant Friedrich Ludwig von Sckell vereinfacht, er ließ ab 1802 innerhalb der Gartenmauern Obstbäume pflanzen. Auf diese Gestaltung geht das heutige Erscheinungsbild des Hofgartens im wesentlichen zurück.