„Ja, Gärten und Kinder sind es, um die es sich lohnt zu leben. Ihnen den Bezug zur Mitte, den Duft der Seele, die Echtheit zu erhalten, war und bleibt mein Lebensziel.“ (Alma de l'Aigle)

 

Warum gründet man einen Verein? Warum beladen sich vielbeschäftigte Menschen mit zeitaufwändiger ehrenamtlicher Arbeit? Und warum geht man hausieren mit einer Idee und versucht Mitglieder zu werben? Das obige Zitat der Gartenenthusiastin und Grundschulpädagogin Alma de l‘Aigle gibt die Antwort darauf, und es ist eine wunderbare Fügung, dass ihr elterlicher Garten den Anstoß zur Gründung der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur gab. Am 29. Mai 1991 veranstaltete die Kulturbehörde in Hamburg einen Diskussionsabend über Gartenkunst und Stadtgestaltung, über Blumen, Gartengeschichte und Freiraumplanung in dem Garten der Journalistin Karin von Behr. Dabei fiel besonders eine Lesung aus einem Buch auf, in dem anschaulich über Rosen, Früchte, Gewächshaus und jahreszeitliche Gartenfreuden berichtet wurde. Die eher als Nebenbemerkung gemachte Äußerung der Vorleserin, dass dieser Garten noch existiere, brachte die Geschichte unserer Vereinsgründung ins Rollen. Denn drei Tage später stiegen Martina Nath-Esser (jetzt Oldengott), Gartendenkmalpflegerin, Uli Gröttrup, Journalistin, und Anke Kuhbier, Kulturpolitikerin, verbotenerweise über den Zaun dieses Grundstücks und entdeckten ein verwildertes Paradies. 

Alma de lAigleNach dem Tod von Alma de l‘Aigle, der letzten Besitzerin, hatte sich niemand mehr in sachgerechter Weise um den Garten gekümmert, und nun sollte alles mit mehrgeschossigen Appartmentblocks überbaut werden. Der Kampf um den Erhalt wenigstens eines Teils dieser Idylle war spannend, und er geriet zum Symbol für die Anerkennung der Gartendenkmalpflege. Viele Menschen haben uns damals unterstützt – Loki Schmidt, ehemalige Schülerinnen und Freunde von Alma de l’Aigle - und zum Glück auch Entscheidungsträger in der Politik. So konnte ein Zipfel des Gartens gerettet werden. Aber am nachhaltigsten hatte doch bei einem kleinen Kreis der Beteiligten die Erkenntnis gewirkt, dass es keine Lobby für den Erhalt historisch wertvoller Gärten, bzw. generell für die Gartenkultur gibt. Die kleine Gruppe der Gründungsmitglieder wurde von einem heftigen Aufklärungsfieber befallen, das dann rasch um sich griff. Wir wollten der Gartenkunst eine Stimme geben, Landschaftsästhetik lehren und für die Bedeutung von Grünanlagen streiten. England war unser großes Vorbild, wo selbst die Blumenkästen vor den Bürofenstern der Londoner Innenstadt erlesene Farb- und Formkompositionen sein können und es eine Royal Horticultural Society gibt, die schon damals über 160.000 Mitglieder hatte. Die Entwicklung der Geschichte der Gartenkunst von den Anfängen vorchristlicher Zeit bis zu wegweisenden Freiraumplanungen unseres neuen Jahrtausends stand auf dem Programm, genauso wie solide Gartenpraxis, ohne die keine noch so schöne Idee ihre Verwirklichung findet, also auch Gehölzschnitt, Bodenkunde und Staudenverwendung. Und Reisen wollten wir organisieren, um das Sehen zu lernen und Kontakte zu knüpfen.? 

Zu unserem Glück waren immer die richtigen Personen zur richtigen Zeit zur Stelle und haben geholfen, diese idealistischen Ideen praktisch umzusetzen. Kej Hielscher, Journalistin, wurde unsere erste Vorsitzende. Zu ihrer Unterstützung fanden sich Karin von Behr (Journalistin), Annegret Horstmann (damals Stiftung Denkmalpflege), Dieter Schoppe (Landschaftsarchitekt), Friedolin Wagner (Gartenautor), Elke von Radziewsky (Redakteurin), Frank Tidick (damals Umweltbehörde), Claudia Wollkopf (damals Studentin der Landschaftsarchitektur) und die drei oben Erwähnten. Fast alle sind heute noch dabei, und aus 26 Teilnehmern an unserem ersten Vortragsabend am 15. Februar 1992 im Literaturhaus in Hamburg sind inzwischen über 1000 Mitglieder geworden.



Impressionen

Rose “Andenken an Alma de l’Aigle” (Fotos: Marion Nickig)