Bedrohung für Hesse-Haus und -Garten in Gaienhofen

Viele Gartenkulturfreunde kennen den Garten Hermann Hesses in Gaienhofen am Bodensee. Das Ensemble steht unter Denkmalschutz.

In unmittelbarer Nachbarschaft des Gartens ist ein Gebäude mit 10 Eigentumswohnungen geplant und genehmigt. Geworben wird mit dem Blick auf Hesse-Garten und Bodensee. Auch die Süddeutsche Zeitung hat den Fall bereits unter der Überschrift „Das Häusle und der Klotz“ aufgegriffen, wie Sie unter >> diesem Link lesen können, soweit Sie über ein Abonnement verfügen.

>> weitere Informationen zum Mia- und Hermann-Hesse-Haus in Gaienhofen

Unsere Präsidentin Karin Wiedemann wandte sich am 19. Juni 2024 mit folgendem Brief an Landrat Zeno Danner:

Sehr geehrter Herr Landrat Danner,

Die Planungen eines Neubaus mit Tiefgarage im Hermann-Hesse-Weg 1 in Gaienhofen und die von Ihrem Haus bereits erteilte Baugenehmigung veranlassen die Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur e.V. ihre tiefste Besorgnis auszudrücken über die zu befürchtende Beeinträchtigung der Nachbarschaft, hier insbesondere des denkmalgeschützten Hauses und der ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Gartenanlage des Nobelpreisträgers Hermann Hesse. Dabei geht es nicht allein um die erdrückende Optik des geplanten Objekts der Firma Walter Huber Bauträger GmbH, sondern auch um den Erhalt der von Hermann Hesse gepflanzten Bäume, deren Wasserversorgung durch eine das Baugrundstück überschreitende Tiefgarage gefährdet wird.

Das geplante Mehrfamilienhaus, das nach den Bildern des Maklerbüros vierstöckig weit über das Hermann-Hesse-Haus hinausragt, nimmt weder im Ausmaß noch im Stil Rücksicht auf die vorhandene Bebauung und den Umgebungsschutz des Denkmals. Ein Kulturdenkmal kann seine Würde nicht bewahren, wenn es durch übergroße, nahe Bauten bedrängt wird. Es bedarf des Schutzes seiner Umgebung. Dem trägt die Eintragung des Hesse-Hauses in das Denkmalbuch Rechnung, indem dort zur gleich mehrfachen Begründung festgehalten wird, es sei "als Sachgesamtheit ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung

• aus wissenschaftlichen Gründen (Architekturgeschichte, Geschichte des Gartenbaus) 
• aus künstlerischen Gründen (überlieferte kleine Villa der Reformarchitektur) 
• sowie aus heimatgeschichtlichen Gründen (Wohnhaus eines Literaturnobelpreisträgers)." 

Gaienhofen verfügt mit dem Hermann-Hesse-Haus und der sorgsam rekonstruierten Gartenanlage über einen kulturhistorischen Schatz der seinesgleichen sucht. Diesem Kulturdenkmal droht eine Beeinträchtigung durch eine Wohnanlage mit etlichen Eigentumswohnungen, deren Kaufpreis kaum für die örtlichen Familien erschwinglich sein und die deswegen den Charakter von zweiten Wohnsitzen haben dürften - mit den bekannten negativen Auswirkungen auf das Gemeindeleben,

Für die Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur e.V. wende ich mich an Sie mit der dringenden Bitte, bei noch ausstehenden Verfahren die Auswirkungen des geplanten Bauvorhabens auf das Hermann-Hesse-Haus und seine Gartenanlage im Hermann-Hesse-Weg Nr. 2 stärker als bisher zu berücksichtigen und das geplante Gebäude Hermann-Hesse-Weg Nr. 1 nicht in beantragtem Umfang und Ausmaß Realität werden zu lassen. 

Mit besten Grüßen

Karin Wiedemann
Präsidentin