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Foto: Johanna Regenhardt

Tagesfahrt nach Jena, Besuch des Botanischen Gartens und des Romantikerhaus

Der Botanische Garten in Jena war das Ziel unserer ersten Tagestour in diesem Jahr. In bewährter Manier starteten wir am Schützenplatz mit Herrn Quentin und seinem Bus. Leider spielte das Wetter nicht mit; wir hatten einen verregneten Tag, ließen uns aber davon nicht störten.

botanischer garten jena 1Der Botanische Garten in Jena liegt im Zentrum der Stadt und ist eine Einrichtung der Friedrich-Schiller-Universität. Durch seine zentrale Lage hat der Garten nicht nur eine wichtige Funktion als touristischer Anziehungspunkt, sondern dient vor allem als Grüne Lunge bei der Verbesserung des Stadtklimas. Jena hat den zweitältesten botanischen Garten in Deutschland (gegründet 1586). Noch älter ist nur der Botanischer Garten der Universität Leipzig und dann kommt auch schon 150 Jahre nach Jena die Gründung des Botanischen Gartens in Göttingen (1736). Auf 4,5 ha Grundfläche werden hier in Frei- und Gewächshausanlagen ca. 10.000 Pflanzenarten aus allen Vegetationszonen der Erde kultiviert.

In zwei Gruppen geteilt, übernahmen eine Gärtnerin und ein Gärtner die Führung durch die Gewächshäuser und den Garten.

Im Victoriahaus wächst die gleichnamige Seerose, in ihrem Becken schwimmen zahlreiche Piranhas so dass eine entsprechende Warnung angezeigt war („Halten Sie nicht Ihre Hände in das Wasser!!“). Nicht gesehen, nur pfeifend gehört haben wir die südamerikanischen Baumsteiger („Pfeilgiftfrösche“). Dafür umso schöner anzusehen waren die farbenprächtigen tropischen Schmetterlinge, die uns umschwärmten.

Das höchste und flächenmäßig größte Schauhaus ist das Tropenhaus mit seinen Palmen, Farnen und Orchideen. Dazwischen wuselte ein „Männertrupp“ kleiner chinesischer Wachteln herum, die ein Mitarbeiter des Gartens beigesteuert hat. Im Sukkulentenhaus und im Kalthaus stehen Pflanzen für trockenere Gebiete.

Das Freiland des Botanischen Gartens Jena ist in unterschiedliche Bereiche gegliedert. Es gibt Anlagen, in denen die Pflanzen entsprechend ihrer Verwandtschaft angeordnet sind (Goethegarten – System), solche in denen pflanzengeographische Aspekte im Vordergrund stehen (Alpinum) und andere, bei denen ihre Verwendung maßgeblich ist (Nutz- und Heilpflanzen). Der Gehölzbestand des Gartens umfasst derzeit etwa 900 Arten bzw. Sorten.

Vor allem das (sehr ordentliche) Alpinum mit seiner besonderen Geländeform und verschlungenen Wegen hat uns schwer beeindruckt. Hier wachsen ca. 2.000 Arten aus allen Teilen der Erde.

botanischer garten jena 2

Während des Mittagsessen im studentisch geprägten Cafe Immergrünes liegt nur wenige Schritte vom Garten entfernt - konnten wir die Eindrücke bei einer wärmenden Suppe und einem leckeren Curry Revue passieren lassen.

botanischer garten jena 3Anschließend ging es auf kurzem Weg durch die Stadt zum Romantikerhaus, dem ehemaligen Wohnhaus des Philosophen Johann Gottlieb Fichte (das historische ‚Romantikerhaus‘ der Schlegels in der ehemaligen Leutragasse wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört). Um 1800 war Jena ein geistiges Zentrum im deutschsprachigen Raum. Zahlreiche Intellektuelle lebten und wirkten in der „Stapelstadt des Wissens“; u. a. Friedrich Schiller, Johann W. von Goethe, die Brüder Humboldt und als Gruppe die „fabelhaften Rebellen“ (Andrea Wulf: Fabelhafte Rebellen. Die frühen Romantiker und die Erfindung des Ich, 2022).

Die Dauerausstellung widmet sich diesen zentralen Protagonisten und Ideen der Frühromantik. Den Kern der Gruppe bildeten ab 1796 August Wilhelm und sein Bruder Friedrich Schlegel, Caroline Schlegel und Dorothea Veit, die alle zusammen in einem Haus wohnten. Bis 1799 wuchs die Gruppe mit Friedrich von Hardenberg (Novalis), Ludwig Tieck, und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling auf sieben Mitglieder an.

Eine überaus lebhafte, begeisterte und begeisternde Führung hat uns diese Zeit nähergebracht:
„Um 1800 wurde die beschauliche, aber liberale und wissenschaftlich rege Universitätsstadt an der Saale zum intellektuellen Brennglas innerhalb der deutschsprachigen Länder. Hier haben die Frühromantiker den Blütenstaub ihres rebellischen Denkens in die Welt geblasen. Er fiel auf fruchtbaren Boden und wuchs zu jenem Wald der Romantik empor, der die europäische Kulturgeschichte nachhaltig prägte. Seine Wurzeln reichen tief in die Vergangenheit, doch seine Blätter berühren unser Denken und Handeln noch heute.“
(https://www.romantikerhaus-jena.de)

Bei Kaffee und Kuchen im Bus ging es am Spätnachmittag zurück nach Göttingen, wo wir gegen 19:30 Uhr wohlbehalten ankamen.

Trotz Regen und langer Fahrtstrecke – ein wunderbarer, inspirierender Tag!