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Foto: Johanna Regenhardt

Menschen und ihre Gärten - Rombergpark und Münsterland vom 27. bis 29. Mai 2025

Unter dem Motto „Menschen und ihre Gärten“ begaben wir uns Ende Mai auf eine inspirierende Reise zu besonderen Gartenorten in Nordrhein-Westfalen – eine Entdeckungsreise, die von persönlichem Engagement, gärtnerischer Kreativität und der Liebe zur Natur geprägt war.

Den Auftakt bildete der Rombergpark in Dortmund – der zweitgrößte botanische Garten Europas. Seit über 100 Jahren wird er von der Stadt betreut und steht der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung – ganz im Sinne der ursprünglichen Stiftung durch die Industriellenfamilie Romberg. Gärtnermeister Stefan Sirigu führte uns kenntnisreich durch das geographische Arboretum, in dem seltene Baumarten aus aller Welt zu bestaunen sind. Besonders beeindruckend war die Geschichte der aufwendig verpflanzten, 35 Jahre alten und sieben Tonnen schweren Sumpfzypresse (Taxodium distichum) – umgesetzt anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des Parks. Neben spannenden Einblicken in pflanzliche Strategien und botanische Vielfalt blieb auch genügend Zeit, die herausragenden Sammlungen von Rhododendren, Azaleen und Blumenhartriegeln (Cornus kousa) zum Höhepunkt der Blüte zu entdecken. Mit Blick auf die IGA 2027 darf man sich bereits heute auf neue Gartenvisionen freuen.

Am nächsten Morgen begrüßte uns Cristine Bendix in ihrem 2,5 Hektar großen Privatgarten. Mit Tatkraft, Gummistiefeln und viel Leidenschaft zeigt sie, wie englisch inspirierte Gartengestaltung und heimische Artenvielfalt harmonieren können. Wildhecken, Blumenwiesen, Teiche und sorgfältig gewählte Pflanzen bieten Lebensräume für zahlreiche Tiere – ein Garten mit Herz und ökologischer Verantwortung. Erwähnenswert: Die Einnahmen ihrer Führungen spendet Frau Bendix vollständig an ein örtliches Tierheim. Beim Spaziergang entdeckten wir sogar einen liebevoll angelegten Hundefriedhof – ein stiller Ausdruck tiefer Verbundenheit zu Tieren.

Ein starker Kontrast erwartete uns im Anschluss: Der formal angelegte Garten des Stifter-Ehepaars Ernsting ergänzt das moderne Glasmuseum in Lette auf elegante Weise. Architektonisch durchdacht, kühl im Stil, aber beeindruckend in seiner gestalterischen Präzision, bot er eine ganz eigene Perspektive auf Gartenkunst und Design.

In Velen wurden wir von Landschaftsgärtner Marc Sommer mit einem Lächeln begrüßt – und einem charmanten Hinweis auf die „lästigen Blätter“ auf dem Rasen. Trotz (oder gerade wegen) dieser pingeligen Sorgfalt eröffnete sich ein ruhiger, stilvoller Garten mit Blick über Pferdeweiden und Landschaft. Passend zum ländlichen Ambiente tauchte immer wieder eine kleine Schar neugieriger Zwerghühnchen samt stolzem Mini-Hahn zwischen den elegant geschwungenen Staudenbeeten und den raumteilenden, hohen Eibenhecken auf. Unterschiedliche Sitzgelegenheiten luden zum Verweilen ein, harmonisch dekoriert und ganz auf das Leben im Freien ausgerichtet. Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt. Ein anschließender Stopp in der Gärtnerei Dahlke – Sommers Arbeitsplatz – entpuppte sich als gärtnerisch verführerisch: Auch jene, die sich fest vorgenommen hatten, nichts zu kaufen, gingen mit Pflanzen-Schätzen nach Hause.

Der dritte Tag begann mit einer farbenfrohen Überraschung. Ursula Engelhardt beschreibt ihren Garten selbst als „kunterbunt“ – eine treffende Einschätzung. Bunte, üppig gedeckte Tische, persönliche Ausstrahlung und eine überwältigende Pflanzenvielfalt machten den Besuch unvergesslich. Der Garten, angelegt an einem Steilhang mit 35 Metern Höhenunterschied, erinnerte in seiner Form an ein Amphitheater. Serpentinenwege, geschickt platzierte Stützmauern und Stufen sowie terrassierte Sitzplätze und eine spektakuläre höhengestaffelte Bepflanzung eröffneten immer wieder neue, überraschende Perspektiven. Ein Besuch allein reicht kaum aus, um die ganze Komplexität und Schönheit dieses Gartens zu erfassen.

Den Abschluss unserer Reise bildete der besondere Familiengarten einer jungen Frau in Niederlistingen. Jennifer Adam verwandelte den ehemaligen Gemüsegarten ihrer Schwiegermutter in einen sowohl naturnah als auch ästhetisch äußerst reizvoll gestalteten Freiraum auf nur 500 m². Ihre Naturverbundenheit und Fachkenntnis zeigen sich in der sorgfältigen Auswahl der verwendeten Pflanzen und Materialien, aber auch in ihrer Malerei und Fotografie. Und nicht zuletzt ihre Entscheidung, beruflich neue Wege zu gehen – vom Beruf der Ergotherapeutin hin zur Tätigkeit in einer Staudengärtnerei – zeugt von der Leidenschaft für das Thema Garten.

Diese Reise hat uns nicht nur vielfältige Gartenstile und persönliche Geschichten nähergebracht, sondern auch gezeigt, wie Menschen mit Leidenschaft, Kreativität und Sinn für Natur etwas ganz Besonderes schaffen. Jeder Garten war ein Spiegel der Persönlichkeit seiner Besitzer – und für uns Besucher eine große Bereicherung.

Text:
Sabine Meyer-Hamme, 27.06.2025