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Foto: Marion Nickig

Gartenreise 2024: Oberbayern trifft Ostbayern

Drei Tage, sechs Gärten, unzählige Eindrücke – unter besten Wetterbedingungen begab sich der Zweig Oberbayern der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur im Juni 2024 auf Gartenreise nach Ostbayern und ins benachbarte Innviertel. Die Reise wurde zu einer rundum gelungenen Kombination aus Gartenkultur, Naturerlebnis, Austausch und Pflanzenfreude.

Tag 1 – Autochthones Saatgut & Gartenglück

Zwischen Gäuboden und Wildpflanzen
Bei strahlendem Frühsommerwetter begann der erste Tag der Gartenreise auf dem Hof von Zweigmitglied und Gartenbauingenieurin Bärbel Steinberger. In der Nähe von Straubing, am Rand des fruchtbaren Gäubodens, begrüßte sie die Gruppe im gemütlichen Gartenhaus mit herzlicher Gastfreundschaft. Nach einer kurzen Einführung führte Bärbel Steinberger die Gruppe hinaus in die Fluren. Zwischen klassischen Ackerbaukulturen wie Zuckerrüben, Weizen und Mais überraschten Felder mit heimischen Wildpflanzen: Wegwarte, Wiesensalbei, Wilde Möhre und Margeriten blühten hier um die Wette. Mit beeindruckender Sachkenntnis erklärte Steinberger die Bedeutung autochthoner Saaten, also von regional angepasstem, lokal vermehrtem Saatgut. Warum es wichtig ist, diese Vielfalt zu erhalten, wurde durch ihre Erklärungen anschaulich und greifbar. Zum Abschluss des Besuchs durfte sich jeder ein kleines Saatgutpäckchen mitnehmen – ein Stück lebendige Erinnerung zum Ausprobieren im eigenen Garten.

Kulinarischer Zwischenstopp
Zur Mittagszeit ging es weiter nach Deggendorf ins traditionsreiche Kaffeehaus Wiedemann. Bei regionaler Küche und feinem Gebäck bot sich Gelegenheit zum Austausch. Die Gruppe diskutierte angeregt die Eindrücke des Vormittags – die Begeisterung für die Wildpflanzen war spürbar. Auch neue Bekanntschaften entstanden bei Kaffee und Kuchen ganz nebenbei.

Ein Garten als Rückzugsort
Am Nachmittag führte die Reise zur Gartenenthusiastin Ursula Mages, deren liebevoll gepflegter Garten direkt an der malerischen Ruselbergstrecke liegt. Auf etwa 2000 Quadratmetern bildeten prachtvolle Gehölze, üppige Hortensien und duftende Rosen ein wahres Gartenparadies. Schattenplätze unter alten Bäumen luden bei der sommerlichen Hitze zum Verweilen ein. Ursula Mages führte die Gruppe mit Begeisterung durch ihr grünes Reich und begeisterte mit ihrem fundierten Wissen, gepaart mit spürbarer Leidenschaft fürs Gärtnern. Jeder Winkel ihres Gartens erzählte eine Geschichte – von Pflanzenfreundschaften, jahrelanger Pflege und der Freude an der Natur. Die Gruppe genoss die Zeit, durch den Garten zu schlendern, zu fotografieren, Fragen zu stellen und Pflanzen zu bewundern. Immer wieder blieben Besucherinnen stehen, um eine besondere Staudenkombination zu bewundern oder sich über Pflegetipps auszutauschen. 

 

 

 

Obstblüte und Lebenskunst

reise zweig oberbayern 2024 1Letzte Station des Tages war der idyllische Lallinger Winkel, eine Region, die für ihren Obstanbau und ihr mildwarmes Klima bekannt ist. Hier haben Waltraud und Max Feldmeier sich inmitten von alten Obstbaumwiesen ein kleines Paradies geschaffen.

Schon beim Eintreffen war klar: Dieser Ort ist nicht nur gärtnerisch bemerkenswert, sondern auch Ausdruck einer gelebten Lebensphilosophie. Sanfte Hügel, umrahmt von Obstbäumen, bildeten die Kulisse für einen Garten, der mit Liebe, Handwerk und Wissen gestaltet wurde. Zwischen Apfel-, Birnen-, Zwetschgen- und Pfirsichbäume fanden sich Beete mit duftenden Kräutern, eine große Gemüsevielfalt und ein prachtvoller Küchengarten, der durch seine klare Struktur und Vielfalt beeindruckte. Ein harmonisch eingefügtes Gewächshaus diente zur Anzucht von Jungpflanzen und beherbergte bereits üppig wachsende Tomatenpflanzen. Besonderes Highlight war jedoch der natürlich gestaltete Schwimmteich, der angesichts der sommerlichen Temperaturen bei manchen Besuchern Begehrlichkeiten weckte. Waltraud und Max Feldmeier führten die Gruppe mit viel Humor und Herzblut durch ihren Garten. Ihre Erläuterungen waren gespickt mit persönlichen Geschichten, gärtnerischen Anekdoten und handfesten Tipps aus jahrzehntelanger Erfahrung.

Nach dieser letzten Station des Tages machte sich die Gruppe auf den Weg ins Hotel nach Grafenau. Beim gemeinsamen Abendessen klang der Tag in geselliger Runde aus. Es wurde viel gelacht, Eindrücke wurden geteilt, und die Vorfreude auf den kommenden Gartentag war überall zu spüren.

 

 

reise zweig oberbayern 2024 3Tag 2 – Wilde Romantik, Baumwipfel & Kunst im Garten

Woidroserl – Ein Garten mit Seele
Nach einem ausgiebigen Frühstück startete der zweite Reisetag der Gartenreise in allerbester Stimmung. Ziel war Regen, wo Claudia Wolf – besser bekannt als „Woidroserl“ – die Gruppe erwartete. Schon beim Betreten ihres Gartens war spürbar: Hier lebt jemand mit und für die Natur. Das Grundstück, das Claudia Wolf einst von ihren Großeltern erbte, liegt eingebettet zwischen zwei Bächen – ein wildromantischer Ort, der einst zugewachsen war mit Brombeeren, alten Bäumen und Gestrüpp. Was daraus geworden ist, versetzte die Besucherinnen und Besucher ins Staunen: Claudia Wolf hat sich das Gelände Stück für Stück erobert, gerodet, gestaltet und mit einem feinen Gespür für Natur und Ästhetik verwandelt. Eine ungeheure Pflanzenvielfalt empfing die Gruppe – unzählige Rosen, Hortensien, Gräser, Stauden in voller Blüte. Der Garten wirkte dabei nie überladen, sondern lebendig und harmonisch. Mit Begeisterung und ansteckender Energie führte Claudia Wolf durch ihr Reich, erzählte von Rückschlägen, Erfolgen, Experimenten und Lieblingspflanzen. Was 2006 als kleiner Pflanzenverkauf begann, ist heute eine gut sortierte Gärtnerei – und die Gelegenheit zum Pflanzenkauf wurde rege genutzt.

Waldbeeren und Wipfelblicke
Zur Mittagszeit wartete der Landgasthof Euler in Neuschönau, der sich als wahre Entdeckung erwies. Die Küche überzeugte mit regionalen Spezialitäten – doch ganz besonders blieb der „Wilde Waldbeergeist“ in Erinnerung, von dem sich einige gleich eine Flasche für zuhause mitnahmen.

Nur einen Kilometer weiter lag das nächste Ziel: der Baumwipfelpfad im Nationalpark Bayerischer Wald. Der Aufstieg durch den schattigen Wald war bei den warmen Temperaturen angenehm, und der Blick vom „Baumei“ – der markanten Holzkonstruktion über den Wipfeln – eröffnete eine eindrucksvolle Rundumsicht über den Bayerischen Wald. Ein Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes.

Ein Garten als Kunstwerk
Doch der Tag war noch nicht zu Ende: Am späten Nachmittag ging es weiter nach Freyung, zum Garten des Künstlerehepaars Edith und Rudi Nusser. Inmitten einer ruhigen Siedlung lag hier ein Kleinod, das unter dem Motto „klein, aber fein“ überraschte. Der gesamte Garten war farblich fein abgestimmt – Pflanzen, Stühle, Kissen, sogar das Sonnensegel fügten sich zu einem durchdachten Gesamtkunstwerk. Überall entdeckte man liebevoll platzierte Kunstwerke – Malereien, Keramiken, kreative Objekte. Dachziegel wurden zu Leuchtern, alte Fensterflügel zu einer Pergola umfunktioniert. Die Besucherinnen und Besucher ließen sich inspirieren von der Verbindung aus Kunst, Garten und gelebter Kreativität. Der Garten war Rückzugsort, Ausstellungsraum und Ideenschmiede zugleich – ein Ort voller Persönlichkeit.

Voller Eindrücke und Anregungen kehrte die Gruppe zurück ins Hotel nach Grafenau. Beim gemeinsamen Abendessen ließ man den Tag in geselliger Runde ausklingen – erfüllt von Gesprächen, Ideen und der Freude an der Gartenkultur.

Tag 3 – Staunen, Pflanzenkauf & ein Gewitterfinale

reise zweig oberbayern 2024 4Von der Steinwüste zum Gartenparadies
Am dritten und letzten Tag der Gartenreise 2024 hieß es: Koffer packen, ein letztes gemeinsames Frühstück genießen – und dann voller Erwartung auf zur nächsten Station. Das Ziel war Hauzenberg, wo der Garten von Thomas Dumhard und Klaus Kainz wartete – ein echtes Highlight zum Abschluss. Auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs, geprägt von massiven Höhenunterschieden und schroffer Topografie, ist ein Garten entstanden, der sowohl gestalterisch als auch handwerklich beeindruckt. Durch geschickte Terrassierung, den gezielten Einsatz von Mauern und Materialien wie Cortenstahl, Naturstein und Holz entstand ein Garten mit Struktur, Tiefe und Weitblick. Staudenbeete waren farblich fein abgestimmt und umgeben von makellosem englischem Rasen, der bei vielen Gartenfreundinnen bewundernde Blicke hervorrief. Als Landschaftsbauprofi weiß Thomas Dumhard genau, wie Gelände in Szene gesetzt wird – und gemeinsam mit Klaus Kainz führte er die Gruppe mit großer Offenheit und Freude durch ihr gemeinsames Gartenreich. Keine Frage blieb unbeantwortet, kein Detail unerwähnt. Die Begeisterung war spürbar – auf beiden Seiten.

Genuss unter Kastanien – und ein letztes großes Ziel
Zum Mittagessen ging es nach Österreich in den schattigen Biergarten des Stiftsbräustüberls in Reichersberg. Unter alten Kastanienbäumen konnte man sich stärken, das Erlebte Revue passieren lassen – und dabei die Vorfreude auf die letzte Station genießen: die Gärtnerei Sarastro in Ort im Innkreis.

Da der bekannte Staudengärtner Christian Kreß selbst verhindert war, übernahm seine Tochter Kata die Führung – und überzeugte mit Fachwissen, Charme und Begeisterung. Die Schaugärten zeigten eindrucksvoll, was Sarastro ausmacht: eine Leidenschaft für Raritäten, ein Experimentierfeld für Neues. Besonders spannend waren die Sandbeete, in denen getestet wird, welche Pflanzen mit den sich ändernden Klimabedingungen am besten zurechtkommen – eine Vorschau auf die Gärten der Zukunft. Doch dann war es vorbei mit dem Zuhören – der Pflanzenjagdtrieb hatte die Gruppe gepackt. In Windeseile verteilten sich die Teilnehmenden in die Verkaufsquartiere, diskutierten, wählten aus, verglichen und packten ein. Es dauerte nicht lange, bis Kofferraumdeckel zugeschlagen wurden – nun prall gefüllt mit besonderen Stauden, neuen Lieblingen und kleinen botanischen Schätzen.

Müde, aber erfüllt von Ideen, Pflanzen und Begegnungen, traten alle die Heimreise an – und verabschiedeten sich von dieser Reise mit einem Lächeln. Ein aufziehendes Gewitter markierte das Ende – nicht unpassend nach einem so intensiven Gartenerlebnis.

Fazit: Schön war’s – und gerne wieder!

Bericht: Bärbel Steinberger
Fotos: Iris Mogk