Jahrestagung Fulda: Der Klostergarten - Wiege der europäischen Gartenkultur
Ja, auch die Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur ist ein Verein. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, einmal jährlich eine Mitgliederversammlung durchzuführen. Auch wenn das nicht aufregend klingt, so ist dieses jährliche Event zu einer familiären Begegnung der Mitglieder aller unserer zehn Zweige geworden, von der man inspiriert nach Hause fährt. Der Grund: Um die Mitgliederversammlungen gruppieren sich Symposien und Exkursionen.
In diesem Jahr war die Barockstadt Fulda das Ziel, eine Stadt, die aus Klöstern hervorgegangen ist. Da lag das Thema des Symposiums nahe: "Der Klostergarten - Wiege der europäischen Gartenkultur."
Nicht zu hoch gegriffen ist diese Behauptung, wie die Vorträge unseres Symposiums deutlich machten. Woher kam das Wissen um die antike Gartenkultur, die Europas Gärten und Parks prägte? Woher kamen die Pflanzen, die zuvor nördlich der Alpen allenfalls in den Niederlassungen der Römer bekannt waren? Wer beriet Karl den Großen bei der Abfassung seiner Hofgüterverordnung (Capitulare de villis ), aus der wir unsere Kenntnisse der um 800 n. Chr. angeordneten Wirtschaftsweise und der anzubauenden Nutz und Heilpflanzen beziehen? Wer schuf die Heilgärten, die Behandlung der Kranken?
In der Tat es waren die Brüder der Benediktiner und Zisterzienser, die in abgelegenen Gegenden Klöster gründeten und die das für eine Selbstversorgung erforderliche Wissen und die Fähigkeiten mitbrachten, anwandten und in die örtliche Bevölkerung trugen.
Foto: Karin Wiedemann
Die Vorträge des Fuldaer Symposiums zeigten die Vielgestaltigkeit des Themas "Klostergarten". Dr. Stephanie Hauschild beleuchtete die historischen Wurzeln und Entwicklungen, Prof. Dr. Dietmar Brandes führte die Zuhörer in das Reich des Pflanzenbestand und seine Nutzung einschließlich der sich daraus entwickelnden Kloster Medizin. Dr. Helga Fabritius beschrieb die Nutzung der Klöster in unserer Zeit, die sich als Tagungsstätte, Museen, Ort ökologischen Anbaus profilieren. So sind im Kloster Michaelstein bei Blankenburg im Harz nicht nur beispielhaft rekonstruierte Kräuter- und Gemüsegärten, sondern auch eine Musikakademie und ein Musikinstrumente-Museum zu besuchen. In Fulda selbst betreiben die Benediktinerinnen in der Abtei St. Maria seit Jahrzehnten ökologischen Anbau von Kräutern und Nutzpflanzen, über das sie zahlreiche Bücher veröffentlicht haben. Der Ort unserer Mitgliederversammlung, dass Franziskanerkloster auf dem Frauenberg über den Dächern von Fulda, ist eine gut besuchte Tagungsstätte mit Hotelbetrieb und einem Café-Restaurant.
Foto: Marion Nickig
Über die Mühen des Tagesgeschäft berichtete bei einer Klosterführung Pater Cornelius Bohl. Hierbei geht es um die Finanzierung eines denkmalgeschützten historischen Gebäudes, seinen Tagesbetrieb in Zusammenarbeit mit der Antonius Stiftung, einer Bürgerstiftung Fuldas, die Tagungsstätte und Restaurant betreibt. Das Restaurant bietet vorrangig vegetarische Kost aus auf eigenen Feldern angebautem Gemüse. Sowohl auf dem Feld als auch im Restaurant selbst werden die Schützlinge der Antonius Stiftung eingesetzt und finden sinnvolle Aufgaben.
Foto: Marion Nickig
Einen besonderen Rahmen bot uns die Orangerie am Schlossgarten für das Symposium, das mit einer theologischen Einführung durch Dr. phil., Dr. theol.. Igna Kramp, Congregatio Jesu (CJ), über "Die Symbolik des Gartens in der Heiligen Schrift und ihre Bedeutung für ein geistliches Leben". begann. Wir erfuhren, in wie vielen Bereichen und mit wie vielen Bedeutungen Gärten in der Bibel Erwähnung finden. Dies geht weit über den viel zitierten Garten Eden hinaus. Wer nachlesen möchte: https://www.bibleserver.com/search/LUT/garten
>> Entstehung der Klostergärten, ihre Vorbilder und Bedeutung für die Gartengeschichte Europas (pdf)
Referentin: Dr. Stephanie Hauschild, Freiberufliche Kunsthistorikerin und Sachbuchautorin
Mit welcher Konzentration unsere Mitglieder auch Themen wie im diesjährigen Symposium mit Interesse aufnehmen und eine Bereicherung empfinden, ist eine Freude.
Eine besonders schöne Zugabe hatten wir in diesem Jahr durch eine Ausstellung botanischer Kunst, die unser Mitglied Kornelia Müller in einem der Barockpavillons der Orangerie im Schlossgarten zum Kauf anbot. Die attraktiv präsentierte Bildergalerie fand großen Anklang. Den Erlös von 1600 € stellte sie unserer Gesellschaft für ein gartenkulturelles Projekt zur Verfügung.
Wie üblich endete die dreitägige Tagung mit vier Exkursionen ins Umland. Die Ziele lagen in Bad Brückenau, Alsfeld, Schwalmstadt und in Fulda.
Foto: Marion Nickig
In der Abtei Fulda konnten die Teilnehmer Ruhe und Abgeschiedenheit mitten in der Stadt unter der Führung der bekannten Buchautorin Schwester Christa Weinreich genießen.
Foto: Inke Studt-Jürs
Der Dahliengarten war in schönster Blüte, der Schlossgarten wie immer vom städtischen Gärtnerei farbenfroh bestückt und der Domdechaneigarten in seiner formalen Anlage neben dem Dom von überraschender Intimität. Berichte über die anderen Ziele, werden demnächst folgen.
>> Bericht Jahrestagung mit Tour C - Schwalmstadt (von Walli Geisel, Zweig Rhein Main)
Spannende Frage gegen Ende der jeweiligen Mitgliederversammlungen ist mmer, wo die nächste Jahresversammlung stattfinden wird. Das Rätsel ist gelöst. 2026 werden wir vom 9.-11.10.2026. in Kiel tagen. Unsere Veranstaltungen werden im Hotel Maritim oberhalb der Kieler Förde stattfinden und die Exkursionen die unterschiedlichen Facetten der Gartenkultur in Schleswig-Holstein zeigen.
Foto: Karin Wiedemann
Wenn Sie jetzt schon anschließend eine Minikreuzfahrt mit der Color Line nach Oslo planen, will ich sie davon nicht abhalten...