Ein Besuch bei der blauen Königin
An einem lauschigen Sommertag (01.06.2023) trafen wir uns auf der Freundschaftsinsel.
Wolfgang Kautz, der bei Karl Foerster die Vermehrungsabteilung leitete, wollte uns seine Rittersporn-Züchtungen zeigen. Obwohl einige Rosen schon blühten, war auf der Insel nur eine traurige Sammlung von Rittersporn-Knospen zu sehen. Deshalb lud Wolfgang Kautz uns in seinen Garten ein. Mit Fahrgemeinschaften waren wir schnell vor Ort. Wie schön, beim Meister zu Gast!
Da standen sie: ein großes Feld mit hellblauen, himmelblauen, leuchtend mittelblauen und tiefblauen Rispen! In der Mitte mit weißem Auge oder gefüllt. Herrlich! Aber auch die Namen klingen schon verlockend: Nachtwandler, Glücksfund oder Jubelruf. König Charles III. besitzt Hunderte von Pflanzen, neben jeder steht ein Stock. Würde er vielleicht doch neidisch werden, wenn er sieht, wie die Rispen hier ohne Stock stehen?
Die Züchter unterscheiden drei Delphinium - Arten:
- Elatum-Hybriden. Diese Arten werden bis zu 1,8m lang, großes Blatt, standfest
- Belladonna-Hybriden (Ballkleid, Bunzlau, Völkerfrieden, Moerheimii, 1864) geschlitzte Blätter, zum Teil verzweigte Blütenstände
- Pacific-Hybriden, hochgezüchtet, kurzlebig (Massenware)
Weltweit sind ca. 300 - 500 Arten von Delphinium zu finden. Die bei Wolfgang Kautz entstandene Augenweide gilt weltweit als die gesündeste Rittersporn–Züchtung.
Wenn die Pflanzen zu hoch sind, können die Händler sie nicht transportieren. Aber auch für die Vasen sind so lange Kerls nicht gewünscht. Glücksfund und Bunzlau sind weniger hoch, dafür aber verzweigt und besser geeignet für einen vielfältigen Einsatz.
Wolfgang Kautz arbeitete bei Förster. Das Gehalt als Brigadeleiter war allerdings sehr niedrig. Deshalb gab es die Absprache, dass er als „Feierabend-Gärtner“ züchten durfte. Diese Züchtungen konnte er zunächst an Förster verkaufen. Später war die Förstergärtnerei eine Konkurrenz für ihn. Aber seine Züchtungen waren so hervorragend, dass Marianne Foerster ihn nach Belgien und in die Schweiz empfahl.
Wolfgang Kautz tritt bescheiden auf. Mir, Unwissenden, wurde erst recht bewusst, was für ein Meister er ist, als ich bei Gaissmayer einen Artikel über ihn las.
Rittersporn ist eine sensible Pflanze. Wolfgang Kautz sagte, dass auch er bei der Aussaat, nur einen Erfolg von ca. 50 Prozent hat. Die Samen sind nach der Ernte nur 14 Tage frisch.
Die Prachtstaude Rittersporn ist bekannt für Mehltau. Dagegen empfiehlt Wolfgang Kautz 1 Paket Backpulver auf 10 l Wasser. Schnecken jubeln über jeden Rittersporn, der im Garten auftaucht. Auch Schwefel oder Kupfer wendet Wolfgang Kautz gegen Pilze an.
Was kann er uns denn nun empfehlen? Sämlinge, zum Testen, ob der Standort überhaupt „passt“. Dazu können wir ihn im März/April besuchen. Da kann ich mit einem „Sämling“ nach Hause gehen und pflanze ihn ähnlich einer Pfingstrose nur sehr flach ein. Zum Düngen eignen sich Pferdeäpfel, Kompost und eine Mulchdecke gegen das schnelle oberflächliche Austrocknen des Flachwurzlers. Delphinium wünscht sich lehmigen Boden, Sonne und keine Hitze.
Dann plötzlich die Überraschung bei unserem Rundgang. Ein dunkelblauer Rittersporn wächst kräftig im Vollschatten. Ach, wenn wir doch auch so ein Händchen wie dieser Züchter hätten!