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Foto: Marion Nickig

Traumreise: Riviera

Im Juni war ich weg. Gartenreise, fast noch im Lockdown, also vor Aufhebung der Reisebeschränkungen. Wohin? Eigentlich wollte ich ja nach Holland. Ich mag gar nicht daran denken.

Die Vorfreude, die Erwartung, seit Monaten der Termin im Kalender, fest umkringelt die Jahresreise 2020 der Gartengesellschaft. Reisezeit: eben Juni. Es kam dann aber – der, dessen Namen wir hier nicht schon wieder erwähnen wollen, den wir seit Monaten im Munde führen, zwanghaft denken, nennen, wiederholen, immer und immer Mister Corona, Corona, Corona! Hupps, schon wieder.

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Also Flucht. An die Riviera! Es war ganz einfach. Sogar als alle Jets noch am Boden waren - um abzuheben, muss man ja nicht in eine dieser Büchsen klettern, sich im Aerosol-Riesel anschnallen, wie es jetzt schon wieder üblich geworden ist, es reicht, sich zu Hause zurücklegen. Augen zu und up and away. Man kann auch ohne Kondensstreifen die herrlichsten Gärten erreichen, im Geiste. Also vor allem die Gärten, in denen man schon mal war. Es zeigte sich, mitten in der Krise, dass Gartenreisen, die man schon gemacht hat, sich doppelt auszahlen, einmal, weil man eben dort war und dann, weil man sich immer wieder an sie erinnern kann. Vor einem Jahr war ich mit den Gartenfreunden an der Riviera, übrigens die erste Reisegemeinschaftsproduktion von Monika Helmbock und Riekje Weber, brillant gelungen, und konnte mich jetzt zurückbeamen, an diese schönste der Küsten, nach Nizza, in die Bucht der Engel. Einziger Nachteil: Man verpasst die wunderbaren Hotels!

An der Riviera ankommen ist immer, als würde man in ein neues Sein eintreten. Die Côte Azur ist ein Ort, wo Menschen eben nicht nur leben, sondern besonders viele Menschen hinfahren, seit dem 18. Jahrhundert treibt es die Leute an die Riviera. Es ist der ideale Ort, wenn das Leben in einen Lockdown steckt. Das erste, was man bemerkt, ist das Licht, selbst mit geschlossenen Augen fühlt man das Licht! Die Engländer, die die gewagtesten weltumspannenden Exkursionen unternehmen, um ihrem milchsuppigen Himmel zu entkommen, merkten es natürlich als erste, schon der Maler Joshua Reynolds (1723-1792) hat sich an der Riviera  pastellmäßig inspirieren lassen. Bereits 1847 gab es an der Côte d‘Azur 30 Hotels. Als 1864 die erste Eisenbahnstrecke stand, London, dann Kanal und schwupp: Calais-Paris-Nizza, da gab es kein Halten mehr.

Wie heißt es bei Agatha Christie in „Der Blaue Zug“? Zwei Ladies im Gespräch. „Ich nehme an, Sie reisen jedes Jahr?“ – „Beinahe. Januar und Februar sind in London scheußlich.“ – „Ich habe immer auf dem Lande gelebt. Auch dort sind das keine erhabenen Monate. Größtenteils Schlamm.“

Gefühlt ist das auch in anderen Ländern der Fall, zu viel Schlamm in dieser oder jener Hinsicht, im Garten oder wo auch immer, es kamen also nicht nur Queen Victoria, auch Nietzsche, Victor Hugo, Renoir. Colette. Jedes Jahr Heinrich Mann. Cocteau mit seiner Entourage, die Thomas Manns und andere, die vor den Nazis flüchteten, Helen und Kurt Wolff, Aldous Huxley war da, Sybille Bedford…. Und dann also wir. Und jetzt ich wieder.

Erstes Blinzeln in Nizza. Das Sonnenlicht ist so strahlend, „dass sich die Leute darin wie Schatten bewegen“, so beschreibt es Simenon in „Maigret in der Liberty Bars. Somerset Maugham nannte es süffisant „a sunny place for shady“, er logierte am Cap Ferrat und widmete einem dieser Typen, einem Eliott Templeton, ein scharfsinniges leichtes Buch, „Auf Messers Schneide. Maugham war natürlich auch ein Gärtner, hatte gerade 20 000 Zwiebelpflanzen geordert, als wenige Tage die Deutschen in Frankreich einmarschierten. Cultiver votre Jardin. Wann, wenn nicht in der Krise!

Reist man mit der Gartengesellschaft an, muss man den Eindruck haben, die Fältelung der Berge, die Terrassierung der steilen Hänge, die schroff ins Meer ragenden Felsen und dazwischen die sanft geschwungen Buchten seien von Gott in Frankreich nur zu dem einen Zweck geschaffen worden, um Gärten eine geniale Bühne zu geben. So ist es auch. Also fast. Einerseits, das weiche, vom Meer befächelte, von den Bergen gelegentlich mit Wasser versorgte Klima. Andererseits ist es ein steiles, steiniges, nicht immer zugängliches Terrain, wie nicht wenige unserer Gartentruppe von ihren schmerzenden Füßen empörte Rückmeldung erhielten. (Auch aus diesem Grund sind Kopfreisen, besonders den Risikogruppen extrem empfehlenswert). Gärtnern an der Riviera bietet sich an, erscheint aber andererseits an einigen Stellen nahezu unmöglich, und so erstaunt es nicht, dass sich hier besonders viele Gärten von Engländern finden, auch einigen Amerikanern, von Gärtner also, für die es keine schönere Herausforderung gibt, als das Wort „unmöglich“. Erstaunlich oft Gärtner, die schon andere Gärten geschaffen, sozusagen geübt, hatten, zu Hause, oder an der Riviera. Etwa Ellen Willmott.

Miss Willmott, schreibt der Oxforder Gartenprofessor Robin Lane Fox, habe schon als junge Frau 2000 Pfund, die sie mit der Volljährigkeit erhielt, zum Entsetzen ihrer Familie in einem Steingarten vergraben. Und dann erbte sie, 1891, tatsächlich 210 000 Pfund. Miss Willmott schuf in Warley Place in Essex einen berühmten Garten – der von der Zeit hinweggefegt wurde und heute nur noch als Gartenruine existiert (wenn auch, selbst als Gartenruine, heute immer noch bewundert wird). Ellen Willmott spukt in den Köpfen von Gärtnern vor allem als „Miss Willmotts Geist“ herum, in Gestalt eines nach ihr benannten Eryngium giganteum. Aber keine Pflanze kann umfassen, was und wie Miss Willmott war, eine Lady, die Hunde liebte und wundervoll Violine spielte, und für die, schreibt Robin Lane Fox „nie ein Garten reichte, wenn zwei möglich waren“. Und keine Herausforderung zu groß. Sie hatte sich in Ventimiglia, an der französisch-italienischen Grenze, einen Abhang gekauft, das Gelände der „Villa Boccanegra“. Steil, spärlich bewässert. Nun, sie brachte ihr Vermögen durch, 600 gestreifte Tulipa cluisiana, so in der Art, Buxus Balearicus, die über die Jahrzehnte zu Riesenbäumen gewachsen sind, silbrig verzweigtes Pteronia incana aus Südafrika, kombiniert mit blausilbrigen Agaven, Pretiosen aus Tasmanien und so weiter. Und es wäre alles verloren, wenn nicht Miss Willmotts Geist erneut in Erscheinung getreten wäre, wiedergeboren in Gestalt einer resoluten Pflanzenliebhaberin, aus ebenfalls nicht unvermögender Familie, Ursula Piacenza. Ich sehe sie jetzt vor mir, wie sie uns in ihren Gummistiefeln die steinigen Zickzack Wege voranstapft, hier steil runter, dort hoch, hier eine Rose hervorhebt, da die ausgepflanzten Stecklinge, es schienen hunderte tapfere Stengelein zu sein, wer könnte Ursulas klares liebenswürdiges Gesicht je vergessen, oder ihren ruhigen Mut. Ich gestehe, ich wünschte mir, ich könnte, im Windschatten ihres weiten, gekräuselten, einfachen Rockes, immer wieder durch den alten Willmott Garten segeln, das ganze merkwürdige 2020 lang.

Gartenverrückt also, Ursula so wie Ellen, und auch der Major, also Lawrence Johnston. Wer in Gloucestshire die scharlachrote Border in Johnstons Anwesen Hidcote Manor bewundert hat, muss nach Menton reisen, wo der Major es krachen ließ. Sieben Hektar noch unkultiviertes Gelände. Es war ein Hügel namens Serre de la Madone, den er in Stückchen, nach und nach, zwischen 1924 und 1936 erwarb, mit der Hilfe der „Mama“, wie unsere Führerin im letzten Jahr nicht ohne alle Anzeichen von Mama-Phobie nicht müde wurde zu betonen, La Mama habe besucht werden müssen, im Anwesen von La Mama gleich nebenan, immer wieder habe La Mama Geld zugeschossen, nun, soviel ist festzustellen,  diese La Mama hat dem Garten offensichtlich nicht geschadet. Ich stehe also wieder im Vorhof neben dem riesigen Campher Baum und schaue hoch zu dem gigantischen Asiatischen Bambus, da die 10 Meter hohe Himalaya Eiche, dort den 15 Meter hohen südafrikanischen Calodendrum capense – ohne Zweifel, es ist ein Empfang mit großem Trara. Für den Rest der Gartenvisite vertieft man sich am besten in einen Plan, das heißt, will man nicht verloren gehen. Ein Netz von Wegen, Aufgängen, Treppen, es ist so angelegt, dass es einen ganzen Kosmos repräsentieren soll, nichts weniger als das. Auf geht’s.

Man wandert neben Kanälen, die die Luft befeuchten, klettert Terrassen hoch und hier wieder runter, es nimmt kein Ende. Ich erinnere mich, wie damals hier oder dort ein Hamburger Gartenmensch von einer der anderen Terrassen herüberwinkte, ermutigend, womöglich auch nur hilfesuchend, weil verloren. Hier der Citrus Hain, da Olivengärten. Hier der Hof der Ehre, dort der andalusische Hof, der Hof des Mandarinenbäumchen. Man steht da und träumt, man sähe, wie die Pfauen hier einst selbstbewusst herum schritten und schrille Schreie zum Herrenhaus hoch schickten, aus dem der Major womöglich gerade heraustrat, eine schmale Gestalt in Tweed,  in seiner Corona von nicht weniger als sechs Dackeln, einem Bob-Mastiff sowie den beiden Pyrenäen Hunden Zéphyr und Pace. Inspektionsrunde!

Lawrence Johnston war ein Nomade. Der Sohn amerikanischer Eltern, in England aufgewachsen, gezeichnet von Tragödien, wie dem frühen Sterben von Geschwistern, des Vaters, des Stiefvaters. Johnston hatte im Burenkrieg gekämpft und war im ersten Weltkrieg auf dem Schlachtfeld als tot liegengelassen worden. Wie es scheint, war nicht nur sein Körper gezeichnet von diesen Unglücken. Er rettete seine Seele durch Vertiefung in die Botanik. Sein Garten in Serre de la Madone sollte die ursprünglichen Motive der Landschaft aufnehmen, die Weingärten, die Gemüsefelder, und darin pflanzte er dann, mit einem Auge für behutsame Effekte, die Pflanzen, die er in Südafrika, in Yunnan oder am Kilimandscharo gefunden hatte.  In jedem Jahr, im Herbst, tauchte er auf an der Riviera, am Steuer seines Lancia, gefolgt von seinem Chauffeur im Bentley. Zeit, die 11 Gärtner zu beaufsichtigen, zu graben, mit der Schubkarre loszuziehen, während in der Küche der Koch, der Feinbäcker, ihre Assistenten ihrerseits ackerten, um die abendliche Tafel zu bestellen…

Die Beschreibung der botanischen Kostbarkeiten, die Johnston von seinen Reisen nach Afrika und China mitbrachte, ist am Eingang in einer Broschüre zu erhalten, sie umfasst 132 Seiten. Die Mahonien Sammlung. Die Iris Kollektion. Die Aralien. Die Acacien. Der Protea Garten. Die Südafrikanischen Zwiebelblütler. Der Führer empfiehlt die markante Pergola als markante Struktur, an der man sich in dieser, wie eine Wildnis anmutenden botanischen Sammlung, orientieren könne. Sehr nützlich.  

Johnston also und Wilmott. Natürlich Sir Thomas Hanbury, der wundersame Botaniker, der auf seinem Steilhang in La Mortola die irresten Kakteengewächse hochzog, im Giardini Botanici Hanbury, jetzt in der Obhut der Universität Genua, die eine der malerischsten Villen der Küste umgeben, und eine der spektakulärsten Pflanzungen beherbergen, auf 18 Hektar. Nicht zu vergessen in diesem Kreis: Edith Wharton, die legendäre amerikanische Autorin, die schon vor Johnston da war und ihn an diese Küste lockte und selber bei Hyères lebte.

Das Ineinander von intellektuell fundierter Gartenkunst und Kunstgarten ist typisch für die Riviera. Im  Parc Sainte Claire hat Edith Wharton, die in ihren Romanen fein gezeichnete Gesellschafttableaus des New York der zwanziger Jahre geschaffen hat, die so berühmt wären wie die Romane von Henry James, wäre sie ein James, sie hat also ein exquisites Garten-Kunstwerk hingezaubert,  mit einem Auge für Sentenzen, Akzente, kurz, für gemessene Schönheit. Wie in ihren Büchern hatte sie auch ein Faible für merkwürdige Gestalten, sammelte Succulenten und bizarre Kakteen.

Nicht weit von Wharton entfernt liegt die Villa Noailles, ein Wunderwerk der Moderne der Zwanziger Jahre, mit seinem miniskulem Garten des Kubismus. Ich sitze lange oben auf der Terrasse und schaue herunter. Kleine Quadrate, die Tulpen umfassen. Orangenbäumchen, die in schwarzem Glas stehen, Stufen, die ins Nichts gehen – die Villa, in Auftrag gegeben von Marie-Laure und Charles de Noailles, war natürlich Magnet für Cocteau und gleichgesinnte Verrückte, Man Ray drehte hier 1929 einen Film. Nicht wenig später trennte sich das Hauspaar, Charles wird sich einen neuen Garten schaffen, den Jardin de la Villa Noilles, diesmal ganz im weichen englischen Stil, so englisch, wie es vielleicht nur einem Franzosen gelingen kann, inspiriert von der Villa d’Este und natürlich von Hidcote, also von seinem Freund, dem Mayor. Eine exaltierte Judas-Baum-Allee. Der Schatten Teich. Die Cyclamenfelder. Kamelien- und Magnolienwälder. Ich schlendere über die sich auffächernden Terrassen, alles menschenleer, wie damals. Empfindung von Paradies.

Von Wharton aus kann man übrigens bis zur Insel Porquerolles sehen, wo erst vor wenigen Jahren in einem weitläufigen Landschaftspark von 16 Hektar das Museum der Fondation Carmignac eröffnet wurde, drinnen schleiche ich herum wie damals,  lautlos, weil barfuß, wie alle Besucher angehalten sind es zu tun, durch weiße Quader, die eine Sammlung Moderner Kunst des Investmentbankers Edouard Carmignac beheimaten. „One hundred fish fountain“ von Bruce Nauman, in dem Fischskulpturen vor einem endlos rauschenden Wasserfall schweben,  oder Roy Lichtenstein punktgenauer Neuinterpretationen chinesischer Landschaften, Sigmar Polke, Gerhard Richter – draußen liegt eine von der Sonne gebleichte Gartenlandschaft, vorsichtig überformt von dem französischen Gartenarchitekten Louis Benech, er nennt es einen „Nicht-Garten“.

Steppenlandschaft also und Olivenhain, Obsthaine und ursprüngliche Pionierpflanzen wachsen neben den riesigen Gesichts-Skulpturen von Jaume Plensa – „Les trois Alchimiste“, bronze schimmerne, meterhohe, wie schlafende Antlitze, geheimnisvoll wie die Buddha Skulpturen am Bayon Tempel von Angkor Wat. Der Chinese Wang Keping hat in dieses überlichtete Paradies seine Urmutter „LoLo“ gesetzt, eine Skulptur aus voluptösen, weich gerundeten riesigen Formen. Die Vegetation ist ursprünglich gehalten, im Sinne dieses Naturschutzprojektes. Brombeeren und Lein, Mohn und wildes Getreide. Und daneben hat sich eine blaue Yucca aus Mexiko eingefunden oder ein Drachenbaum von den Kanaren. Wer die neue Gartenkunst liebt, kann weiter nach Saint Paul de Vence, wo oben im Wald die Fondation Maeght liegt.

Das Haus ist von Philip Lluís Sert, einem katalanischen Architekten, der das Innen und das Außen mit der Kunst und der Natur zusammendachte – hier ein Raum für Bonnard und Blätter oder da eine Terrasse für eine Skulptur von Giacometti, hier ein Bassin für ein Fischmosaik von Braques oder dort eine Wand für Mosaike von Chagall. Ein Labyrinth von Miró, spielende Gestalten von Calder, ein Brunnen von Bury. Ich bin da dann einfach einen Tag lang geblieben. Abends rübergewandert, aus dem waldigen Geländer heraus, an der Festungsmauer entlang, von wo aus man weit aufs Meer schaut, ins Dorf, wo die Boule Spieler den weiten Platz vor der Kneipe besetzt halten und nur die Straße runter einst James Baldwin wohnte und seine alten Bessie Smith Platten hörte oder Nina Simone, live, wenn sie mal gerade wieder zu Besuch war. Da stehe ich und lausche, in die Vergangenheit, und wie immer macht es mich traurig, der Gedanke an den tapferen Baldwin, die unglückliche Nina Simone.

So also habe ich mich in den letzten Wochen die herrliche Riviera entlang geträumt. Hätte noch einen Abstecher zur Beatrix Rothschilds Villa Ephrussi einlegen können, zu diesem Palast auf dem Cap Ferrat, Farbe Apricot, dahinter eine Kaskade von Gartenmotiven, der andalusische Garten, der japanische, der florentinische, selbst Versailles kommt vor, ein Sehnsuchtsort der Touristen. Oder ein bisschen Bergsteigen, hoch zum Jardin Exotique herum, der auf einer Felsspitze liegt, zu Füßen der mittelalterlichen Festung von Éze. Es gibt hundertundeins Möglichkeiten. Man könnte einfach immer weiterfahren. Gerät die Erinnerung ins Stocken, braucht man ja nur ein wenig Orangenwasser von Fragonard aus Grasse zu schnüffeln.

Seit dieser Gartenreise im letzten Jahr habe ich stets einen  kleinen Nachschub Fragonard im Haus, ein paar Stücke Verbenenseife, bisschen Lavendel, in  einer Zeit, in der weniges so heftig angeraten wird wie Händewaschen, braucht man dann nur an seinen Fingern schnüffeln, und – schon hat man ihn in der Nase, den Duft dieser Landschaft, schon staucht sie auf, vor dem inneren Auge, diese schönste aller Buchten, die Promenade des Anglais, von der Erika Mann schrieb: „Ich weiß von keiner, die mit solchem Schwung und solcher Grandezza dem Meer entlang führte. Wenn man abends, von Villefranche her, auf der großen Autostraße sich Nizza nähert, leuchtet einem dies pathetische Lichterkurve der Promenade entgegen, wie ein riesiger Schmuck, der hinaus ins schwarze Meer geworfen ist.“  Solch ein Blick, und für immer in uns.

Kleine Leseliste
(einige Bücher nur im Antiquariat)

Sybille Bedford, Liebling der Götter

Anita Brookner, Bay of Angels

Agatha Christie, Der Blaue Express (Atlantik)

Manfred Flügge, Das flüchtige Paradies. Künstler in Sanary

Ted Jones, The French Riviera

W. Somerset Maugham, Auf Messers Schneide (Diogenes)

Text und Fotos: Susanne Mayer, Journalistin und Buchautorin, Mitglied des Hamburger Zweiges