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Foto: Marion Nickig

Besuch der Klosteranlage Dobbertin

Am 18. Mai 2019 trafen sich die Mitglieder des Zweiges Mecklenburg bei herrlichem Frühlingswetter mit dem Landschaftsarchitekten Matthias Proske im Kloster Dobbertin, der dort seit 20 Jahren mit Projekten der Gartendenkmalpflege betraut ist. 

Auf unserem Spaziergang durch das Klosterareal schilderte uns Herr Proske sehr anschaulich und kompetent die Geschichte des Klosters und darauf aufbauend die Aktivitäten im Kloster bzw. des späteren Damenstifts in Bezug auf Nutzgarten, Ziergarten und Landschaftsgarten. Davon ausgehend erläuterte er uns die gartendenkmalpflegerischen Ziele sowie die bereits realisierten Maßnahmen. Die Geschichte des Klosters reicht bis in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Die Gesamtbauzeit der Kirche bis zur Fertigstellung des Kreuzgangs zog sich allerdings bis zum Ende des 14. Jahrhundert hin. Im Ergebnis der Reformation wurde das Kloster 1572 geschlossen und in ein Stift für adelige Damen umgewandelt. Die Entwicklung der Gartenstrukturen lässt sich insbesondere ab 1841 auf Basis einer überlieferten Objektskizze nachzeichnen. So sind auf diesem Plan die verschiedenen Nutzgärten sowie die gestaltete Fläche zwischen der Klosterkirche und dem Amtshaus erkennbar. Die Form dieser Rasenfläche war oval und der Rand mit Sträuchern bepflanzt. Das Oval wurde durch zwei diagonal verlaufende Wege gekreuzt. Gut erkennbar sind auf dem Plan die privaten Gärten der Konventsdamen. Eine Skizze aus dem Jahre 1861 gibt sogar die Namen der jeweiligen Nutzer preis. Die Gärten dienten den Damen sowohl als Gemüsegarten, als Ziergarten und als Ort der Kontemplation. Dokumentiert sind auch die Bemühungen der großherzoglichen Hofgärtner gute Sichtbeziehungen zwischen den Gebäuden, zum See und den Grünanlagen herzustellen.

Kloster Dobbertin 1  Kloster Dobbertin 2  Kloster Dobbertin 4

Mit Herrn Proske diskutierten wir intensiv die Bemühungen der Gartendenkmalpflege. Mit der Auflösung des Klosters im Jahre 1918 wurde die Parkanlage vom Kloster abgetrennt und der Gemeinde übergeben. Für die Parkerhaltung ist somit die Gemeinde verantwortlich. Deren geringe finanziellen Spielräume ermöglichten aber bisher noch keine umfassende Wiederherstellung der Parkanlage. Mit Hilfe der sachkündigen Erläuterungen von Herrn Proske konnten wir uns aber die ehemaligen Sichtachsen gut vorstellen. Demgegenüber wurden die Außenanlagen des Klosters, gemäß der denkmalpflegerischen Zielstellung, schrittweise gestaltet. So wurde z. B. der Klosterinnenhof auf das mittelalterliche Niveau abgesenkt. Dieser Bereich wird aufgrund der wunderbaren Akustik heute für Konzerte auch im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern genutzt.

Ein prominenter Besucher der Klosteranlage war Theodor Fontane. Er war von der Klosteranlage begeistert und fühlte sich dort sehr wohl. Bekannt ist die jahrzehntelange freundschaftliche Beziehung des Dichters mit der Stiftsdame Mathilde von Rohr, die er öfter besuchte. Überliefert ist ein Brief an Frau von Rohr, in dem er schrieb: „Mein gnädigstes Fräulein, […] die gütig-liebenswürdige Art, in der Sie mir das Efeu- und Tulpenbaum-umrankte Zimmer, dazu die gotischen, immer gastlichen Parterre-Räume zu freundlicher Verfügung stellen. Es ist leider zu weit, sonst hätten Sie vor mir gar keine Ruhe, und ich würde alle 6 Wochen einmal auf drei Tage erscheinen, um die verbrauchten Nerven durch Ruhe, frische Luft und Rotwein wiederherzustellen. [….]“ (Theodor Fontane am 5. Januar 1872 an Mathilde von Rohr in Dobbertin).

Kloster Dobbertin 5  Kloster Dobbertin 6

Botanisch hatte es ihm besonders ein großer Tulpenbaum angetan, den er beim Blick aus ihrem Fenster bewundern konnte. Im Andenken an Fontane wurde in der Nähe des leider nicht mehr vorhandenen Baumes ein neuer Tulpenbaum gepflanzt. Zum Abschluss unseres Rundganges spazierten wir entlang des Ufers mit einem herrlichen Ausblick auf den Dobbertiner See zum Klostercafe. Bei einem gemeinsamen Mittagessen, untermalt mit anregenden Gesprächen, ließen wir den Vormittag ausklingen. Die Mitglieder des Zweiges Mecklenburg danken Herrn Proske für sein jahrzehntelanges verdienstvolles Engagement für die Klosteranlage Dobbertin und seinen ausgezeichneten Vortrag. Es war ein gelungener Ausflug für Geist und Seele.

Dr. Steffen Lindemann
Juni 2019

(Die Informationen stammen aus dem gehaltenen Vortrag und dem Aufsatz von Matthias Proske Rahmenplanung für die Klosteranlage Dobbertin, in: Kloster Dobbertin, Geschichte - Bauen - Leben, Beiträge zur Kunstgeschichte und Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern, Band 2, Schwerin 2012, S. 368-382. Das Fontanezitat ist nachzulesen bei https://fontane-gesellschaft.de/sektionen/dobbertin/)